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Wissen Sie, was ein ”Acousmonium” ist? Nein? Dann sollten Sie schon aus diesem Grund auf gar keinen Fall am
Donnerstagabend das Konzert der ”Groupe des Recherches Musicales” (GRM) in der Stadthalle versäumen. Beim ”Acousmonium” handelt es sich nämlich um ein riesiges Lautsprecherorchester mit über 60 separaten
Lautsprechersystemen, die schon allein von ihrer räumlichen Ausdehnung her die KlangArt-Logistik bereits im Vorfeld vor nicht unerhebliche Probleme stellten. Die Lösung der Transportfrage ergab sich erfreulicherweise in
Form eines 32-Tonners, den ein ”hell”-höriger KlangArt-Sponsor gentle-”mann”-like für uns in die ferne Seine-Metropole schicken wird. Dort sind die GRM und ihr ”Acousmonium” im Hause von Radio France beheimatet.Beeindruckend ferner der zeitliche Rahmen, der für den vollständigen Aufbau des ”Acousmoniums” zu veranschlagen ist: geschlagene sieben Stunden benötigen die Mitglieder der GRM selbst bei optimalen
Bedingungen, um die über 40m2 Equipment mit ca. 6.000 Watt Leistung zu installieren. Dann aber wird in der Stadthalle Osnabrück ein überaus ausgefeiltes System zur Soundverteilung bereitstehen, mit dem sich vom
Ultra-Subbass bis hin zum extrem hochfrequenten Ton alle nur denkbaren Audiosignale präzise im Hörraum positionieren lassen. Und natürlich klingt an diesem Abend nicht aus allen Lautsprecher dasselbe: jede Box erhält
ihr eigenes Signal von einem ausgeklügelten Mischpultsystem. Wie auch in einem ”richtigen” Orchester spielen die einzelnen Lautsprecher hier ihre ”eigenen” Stimmen - ”unterstützt” durch ”echte” Musiker aus Fleisch und
Blut. Doch ist dieser Abend natürlich nicht nur unter technischen Aspekten reizvoll Schließlich steht die ”Groupes des Recherches Musicales” in direkter Nachfolge von Pierre Schaeffer, dem berühmten
Schöpfer der legendären ”Musique Concrète”. Wie schon Schaeffer in den 50er und 60er Jahren bedient sich auch die GRM zum Teil naturhafter Geräusche oder aus Naturklängen abgeleiteter Sounds und verwebt diese mit
instrumentalen und computergenerierten Klängen zu spannenden akustischen Texturen. Ein Großteil der Werke wird übrigens am heutigen Abend zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt, was zusätzlich noch dadurch an
Attraktivität gewinnen dürfte, dass die Komponisten, darunter einige der bedeutendsten Vertreter der elektronischen Musik aus Frankreich wie Daniel Teruggi, François Bayle und Bernard Parmegiani, höchstpersönlich an
diesen deutschen Uraufführungen mitwirken werden. Wobei wir dann ebenfalls nicht unterlassen wollen, darauf hinzuweisen, dass man den geistigen Vater dieser modernen High-Tech-Variante des Orchestrions
live auf der KlangArt erleben kann: Eben jener bereits genannte François Bayle ”erfand” das ”Acousmonium” nämlich im Jahr 1972. Seit dieser Zeit hat das Lautsprecherorchester über 283 Aufführungen in aller Welt
bestritten und wird regelmäßig im Rahmen des ”Cycle Acousmatic” eingesetzt, einer der elektroakustischen Musik gewidmetenVeranstaltungsreihe des französischen Rundfunks, die in diesem Jahr zum 17. Mal stattfinden wird.
Wir übertreiben also keinesfalls, wenn wir Ihnen für diesen Donnerstag einen französischen Abend der ganz besonderen Art versprechen, der nicht nur für erklärte Altfans elekroakustischer Musik ein
herausragendes Highlight des diesjährigen KlangArt-Festivals darstellen wird. Ach, und falls Sie doch noch leichte Zweifel plagen, ob Sie und Ihre Ohren sich wohl an diese akustische Herausforderung heranwagen sollten,
sei folgendes verraten: Das Programm wurde eigens von Maître Teruggi so zusammengestellt, dass Sie einen optimalen Einstieg in die faszinierende Welt der ”acousmatischen” Musik erhalten. Daher unser Tip: schnell Karten
besorgen. |
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